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Spanien

 

Málaga, süß und salzig - Eine Tagestour durch Andalusiens entspannte Metropole

Viele Touristen an der Costa del Sol widmen Málaga nur einen Tagesausflug. Dabei wäre sie einen eigenen Urlaub wert. Wir stellen Ihnen die zweitgrößte Stadt Andalusiens in einem Rundgang vor, der Kultur, urbanes Leben und Genuss verbindet. Wie lange Sie dann bleiben wollen, entscheiden Sie selbst...

Zugegeben, die Pracht Granadas, Sevillas oder Cordobas erreicht Málaga nicht ganz. Die Stadt mutet - trotz historischer Baudenkmäler und einer weitgehend geschlossenen Altstadt - moderner, heutiger an als die anderen großen Städte Andalusiens.

Doch auch schöne Städte können nerven, Málaga ist dagegen entspannt und menschenfreundlich, leicht entzieht man sich in den Parks und Nebenstraßen der Hektik und der Hitze. Hafen, Strand und Meer geben der Stadt Weite. Auch hier treffen wir auf die Spuren der Mauren und schwerst katholische Reconquista-Statements. Picasso und Antonio Banderas sind hier geboren und irgendwo zwischen beiden, künstlerisch kreativ und weltmännisch glamourös findet sich auch die Stadt selbst wieder. Nur den ortstypischen Wein, den kann man wirklich nicht empfehlen.

Wir sind auf der Haupteinkaufsstraße, der Calle Marques de Larios, die, von der Hauptstraße Alameda Principal abzweigend, direkt ins alte Stadt Zentrum und den Sehenswürdigkeiten führt. Mit dem Vorortzug Cercanías, der alle 20 Minunten fährt, erreicht man die Provinzhauptstadt von den Ferienorten bequem und schnell. Auf der Blumen bepflanzten Brücke über den Guadalmedina in Richtung Stadtzentrum grüßte uns ein Kolibri, in der Passage sorgen Sonnensegel für erträgliches Klima, praktisch das gesamte Zentrum ist eine weitläufige Fußgängerzone.

Unzählige Restaurants, Chinitas, natürlich Tapas Bars, aber auch Kaffeehäuser laden ein, schattige Plätzchen gibt es ausreichend, selbst im Hochsommer verlaufen sich die Tagestouristenmassen besser als in anderen Hot Spots des Landes. Málaga ist eigentlich kaum überlaufen, höchstens zu den Ferias zu Ostern.

Die Kathedrale von Málaga, genannt die “Einarmige” wurde im 16. Jahrhundert auf den Fundamenten der Großmoschée errichtet. Sie ist außen und innen ein gewaltiger Ausdruck kirchlicher Macht.

Ebenso prächtig ist der Bischöfliche Palast gestaltet, auch er eine Macht- und Autoritätsdemonstration aus den Zeiten der Reconquista und der Inquisition, die in Spanien bekanntermaßen besonders “konsequent” durchgriff. Die katholische Baukunst und Architektur hat immer etwas imperatives, betörendes und gewalttätiges an sich.

Zwei riesige Orgeln stehen sich in der dreischiffigen Kathedrale gegenüber, darunter ein hölzener Kirchenchor, eine Kirche in der Kirche, wie in vielen Kathedralen des Landes üblich. Die Architektur ist überwältigend, die Seitenkapellen sind übervoll mit Gold und naturalistischen Heiligenfiguren ausgestattet.

Ebenfalls im Zentrum, nur Schritte von Museo Picasso und Kathedrale entfernt, die Ruinen eines antiken römischen Theaters, dahinter die maurische Festungsanlage Alcazaba.

Wer die Alcazaba, die maurische Burganlage nicht gesehen hat, hat Málaga verpasst. Die Festung aus dem 11. Jahrhundert, die bis zum Ende der Maurenzeit, hier 1486, verschiedene Aus- und Umbauten erlebt hat, ist relativ gut erhalten und liegt praktisch mitten im Stadtzentrum. Die Tageskarte kostet gerade 2,80 EUR.

Der Aufstieg auf die Burg eröffnet den Blick über die Stadt und aus selbiger hinaus, hier auf den Hafen, einen der größten Spaniens.

Blick auf die Innenstadt, zur Kathedrale.

Höfe mit verschiedensten Brunnen, fantasievoll angelegten Gärten, versteckten Nischen, die wir hier absichtlich vorenthalten, weil sie die Entdeckung lohnen.

Ein Hof öffnet sich, es folgen weitere, irgendwann ist man im Innersten angekommen und ahnt zumindest die Prachtentfaltung, die sich die Kalifen hier geleistet haben. Freilich, an die Alhambra in Granada braucht man nicht denken, alles hier ist kleiner, bescheidener eingerichtet. Das meiste stammt von Yusuf I., dem damaligen Kalifen von Granada, später unterlag auch Málaga den vielen internen Streitereien der Nachfolger des Großkalifats.

Die Grundformen der maurischen Ästhetik, ihre Leichtigkeit, die Formenfreude und Verspieltheit findet man auch in der Alcazaba zu Málaga.

Die Mischung aus Burgromantik und exotischer Architektur lädt zum Verweilen ein, zumal man sich hier nicht zu sehr auf die Füße tritt.

Wer noch weiter hinauf will, kann den Stadtberg erklimmen und gelangt zur Burg Gibralfaro auf gleichnamigem Berg, die Spuren reichen hier bis zu den Phöniziern. Die Aussicht hier oben ist der Hautplohn des Aufstiegs.

 

Den Flamenco, das Lebenslied Andalusiens findet man in eingen Bars, bei Straßenmusikern, vor allem aber bei den Festen der Andalusier. Dem eiligen Touristen wirft man den Kitsch vor, auch wenn er manchmal in feinem Porzellan gehalten ist.

Ein Flamenco-Kleidchen gefällig? Die Einkaufspassagen sind angenehm, eine ganze Innenstadt ohne Autos, dafür gibt es viele Blumen- und Mandelverkäufer.

Bürgerhäuser, neue Architektur, gepflegte Plätze und Grünanlagen. Nicht wenige Touristen staunen laut über die Schönheit einer Stadt im Süden des Krisenlandes Spanien.

Die Stierkampfarena ist eine der größten des Landes und nach wie vor in Betrieb, ein kleines Stierkampfmuseum allerdings nur sporadisch geöffnet.

Unweit der Stierarena. Überall öffnen sich Durchblicke zur alles beherrschenden Alcazaba.

Das Picasso-Museum ist ein weiteres Muss für den Besucher in Málaga. Rund 250 Werke aus der Schenkung einer Picasso-Tochter zeigen einen Querschnitt aller Schaffensperioden und Werke, die zwar nicht zu den prominentesten gehören, aber gerade deshalb den Besuch lohnen.

Die Schau ist großartig präsentiert und hält einige Überraschungen bereit. Fotografieren ist strengstens verboten, daher hier einmal der Rückgriff auf ein amtliches Bild.

Tapas Grundkurs: Was hier für ein paar Euro auf den Tisch kommt, ist nicht sonderlich elaboriert, aber doch typisch: Chorizo-Wurst, der Schinken, ein junger Jamón iberico, Käse: Queso manchego, eine marinierte Sardelle, Boquerones, “Russischer Salat”, in Málaga an jeder Ecke und in hundert Varianten sowie ein Gläschen Gazpacho, das in der Mittagshitze isotonisch-erfrischende Wirkung erzielt, wie das Bier, natürlich. Tapas in Málaga bei Tripadvisor.

Wer in Málaga übernachtet, dem sei eine ausführliche Tapas-Tour durch die Innenstadt empfohlen, bei der natürlich weitaus raffiniertere Variationen und Kreationen dieser Kleinigkeiten zu finden sind, die man mit einer cana, also einem Gläschen Bier oder einem Jeréz, oft im Stehen gustiert und dabei mit den Leuten ins Gespräch kommt.

Picasso als Maskottchen für ein Lokal. Der Alte begegnet einem in seiner Geburtsstadt so oft, wie in Madrid Ernest Hemingway.

Picassos Geburtshaus an der Plaza Merced, darin ein kleines Museum.

Da, wo die Mauren früher ihre Schiffe zusammenbauten steht seit eineinhalb Jahrhunderten die Markthalle. Frischer Fisch und Meeresfrüchte direkt vom morgendlichen Fang, reifes Gemüse und alles bezahlbar, zumindest für den, der nicht von spanischen Minigehältern leben muss....

Das Museo Carmen Thyssen widmet sich den regionalen Künstlern, wobei das 19. Jahrhundert klar das Übergewicht hat. Vor allem andalusische Genremalerei beherrscht die Räumlichkeiten, die einen alten Stadt-Palacio mit einem Neubau verbinden.

Stierkampfmotive, unendliche variierte Landschaften zwischen Sprödigkeit und Üppigkeit und die romantische Verklärung des fahrenden Volkes, der andalusischen Zigeuner, die sich hier deutlich mehr zu Hause fühlen dürfen, ja es sind ! als in den meisten anderen Teilen Europas.

Überall Kirchen. Klar, wir sind im tiefen Süden Spaniens. Diese hier, ein Rausch in päpstlichem Gold-Weiß gehört zum Opus Dei und repräsentiert die dunkle Seite eines sonst so lebensfrohen Völkchens.

Eine Gazpacho ist zur Mittagszeit die richtige Wahl, erfrischend, aufladend und nicht zu üppig. Dazu ein kleines (Bier) und der Körper kann sich von der manchmal drückenden Hitze in der Stadt gut erholen. Kleiner Tipp: lassen Sie sich keinen “Málag dulce” oder Muskateller aufschwatzen, ein derart klebriger Dessertwein, der fast keine Nuancen mehr zulässt. Mit Jeréz, also Sherry, am besten einem kühlen Fino seco fahren Sie am besten. Die Sherryhauptstadt ist schließlich auch nur 200 km entfernt.

Bodegas, Jamónerias, Churrasverias, Taperias, Restaurante - Bar: der Namen sind viele, das Ziel ist stets das gleiche: einfache ehrliche Küche, oft nur Happen, eben die Tapas, dabei ein Gläschen und Plauderei...

Málaga besitzt lange Stadtstrände, mit Bussen, der Metro oder zu Fuß erreichbar, parallel zum Hafen aber findet sich ein riesiger Stadpark, einem botanischen Garten gleich. Die Luft wird tropisch, doch der Schatten ist eine Offenbarung.

2013

 

 

 


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