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Weg & Ziel
Reisen und Kultur in Europa

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Portugal

 

Über sieben Hügel... - Ein Rundgang durch Lissabon

"Über sieben Hügel, die genauso viele Aussichtspunkte sind...." so beginnt Fernando Pessoa seinen Rundgang durch Portugals Hauptstadt, dieser "Traumvision", diesem "Häusermeer". Lissabon zu entdecken, dazu bedarf es keiner selbsternannter Geheimtipps der industrialisierten Reiseliteratur, denn Lissabon ist ein Geheimtipp in sich. Lissabon zu entdecken, dazu bedarf es nur guter Schuhe und eines offenen Herzens.

Blick vom Kastell des Heiligen Georg, der alten Maurenfestung über die Stadt bis zum Tejo. Fotogalerie am Ende des Textes.

Das hundert Jahre alte Büchlein von Portugals Nationaldichter "Lissabon - Was der Tourist sehen sollte" enthält sehr komprimiert alles Notwendige, um sich zurecht zu finden, den Rest erledigen Google Maps und, wie gesagt, möglichst stabiles Schuhwerk. Denn es sind nicht mild ansteigende Hügel wie in Rom, die es zu bewältigen gilt, sondern allerhand giftige Schluchten und Wände, die manchmal unvermittelt vor dem Besucher stehen.

Zwar hat man schon vor über 100 Jahren Aufzüge, Elevadores, im Eiffel-Stil errichtet, die den Fußgänger von einem Stadteil in den anderen tragen, gibt es seilbahn-ähnliche Gefährte für besonders steile Abschnitte und die pittoreske Straßenbahn, die sich für Stadtrundfahrten eignet, doch der wirkliche Stadtmensch geht zu Fuß, was in Lissabon auch wegen des ständig wechselnden Pflasters beschwerlich werden kann, aber auch Teil des Abenteuers ist.

Die Topografie zwingt den Besucher in das Tempo dieser Stadt. Flott voran geht es nur auf den langen Magistralen um die Saldanha über den Rossio, dem Hauptlatz und Herz der Innenstadt bis hinuter zur Baixa, der Unterstadt, die nach dem epochalen Erdbeben von 1755 vom Wiederaufbauhelden, dem im Stadtbild omnipräsenten Marquese Pombal, wie ein Schachbrett gezogen wurde, sonst aber kaum der Rede wert ist. Eine Tourifalle und ein Drogenumschlagplatz mitten zwischen vielen Lokalen.

Kurz dahinter lässt einen am riesigen "Kommerzialplatz" der Tejo innehalten, einige Statements der sogenannten manuelinischen Epoche, des portugiesischen Barocks sind zu bewundern, sehenswert: die Ruine des alten Hafengebäudes neben dem Ufo-gleichen Neubau für die Fähren und Ausflugsschiffe. Am Hafen entlang findet man stylisch zu Brauereien und Lounges umgebaute Lagerhallen für die "Szene", eher aber für jene, die glauben, so etwas sei angesagt.

Etwas flußaufwärts davon liegt das Kontrastprogramm, die Alfama, ein Viertel, das sich rings um die alte Maurenburg schmiegt und uns das Lissabon des Mittelalters zeigt, mit engsten Gässchen, ein Viertel der Armen, noch nicht vom Zeitgeist gentrifiziert, wie so viele Altstadtviertel Europas. Der Spaziergänger wird hier Zeuge des Alltagslebens und die Enge erlaubt es nur Schwer die Gebote der Dsikretion einzuhalten. Für Schicki-Micki-Touristen ist diese Gegend nicht geeignet, was für sie spricht, für die Alfama...

Hier, aber auch in anderen Altstadtvierteln begegnen uns Häuser mit mal profanen mal üppigen Azujelos, dem Namen nach meist blau bedruckten bzw. früher bemalten Keramik-Kacheln, die es aber auch grünen, goldenen oder knallbunten Ausführungen gibt. Manchmal besteht die gesamte Häuserfassde aus ihnen, erst Recht Höfe, aber auch Inneräume, auch das eine unverwechselbare Spezialität des Landes.

Für einen ersten Überblick über die Stadt und ihre lange, sehr interessante Geschichte, empfiehlt sich diese oberhalb der Alfama liegende alte Burg des Heiligen Georg, das Castelo de São Jorge, von dem aus man wunderbare Über- und Durchblicke auf die verschiedenen Stadtviertel bekommt und auch einen prächtigen Eindruck vom unendlich breiten Tejo, der als Tajo von Spanien kommend hier seinen Austritt ins Meer vorbereitet, wo er Europa verlässt.

Der Atlantik ist rund 30 Kilometer vom Stadtzentrum Lissabons entfernt, doch der große Strom lässt sogar die größten Kreuzfahrtschiffe hier ankern. Alle müssen sie vorbei an einem der Wahrzeichen der einstigen Seefahrer- und Eroberernation, dem Torre de Belém, einem fünfhundertjährigen, nautisch-militärischen Ausrufezeichen im Süden der Stadt und einem Muss für jeden Besucher.

Doch zurück in die Burg, deren Kern von den Mauren errichtet wurde, die hier in Portugal viel früher als in Spanien vertrieben wurden. Die maurische Festungsanlage ist gut präpariert, einige Höfe, Brunnen, Fundstücke sind zu sehen, die Burg wurde immer wieder um- und ausgebaut, portugiesische Könige und Heerführer suchten hier mehr Zuflucht als sie residierten, auch in der Abnabelung vom großen Schwager Spanien, spielte das Fort eine Rolle.

Selbst im November kann man hier noch draußen sitzen und mitunter fast ungestört seinen kleinen Café, oder einen Milchkafee, den Galao trinken, zusammen mit einem Pastel, einem Küchlein für zwei Euro. Pfauen spazieren zwischen Tischen und Stühlen in landesfarbenem rot-grün, picken Krümel auf und werden aufdringlich, Katzen aalen sich auf gesuchten Sonnenflecken, es sind jetzt, Mitte November noch um die 20 Grad.

Überhaupt die Preise, für 5.- bis 7..- EUR fährt man quer durch die Stadt mit dem Taxi, dagegen ist die Metro mit 1,50 fast schon teuer, einen Kaffee gibt es an den massenhaften kleinen Ständen und Bars ab 50 Cent bis 1 EUR, mittags einen frischen, exzellent gegrillten Fisch, mit Beilagen, Brot, Käse und einer kleinen Flasche sehr guten Duro-Weins für zusammen 6 bis 8 Euro.

Das Bairro alto, die Oberstadt lohnt sich für ausgedehnte Spaziergänge und für ein quirliges Nachtleben. Dort ist auch das Kunstmuseum zu sehen, natürlich auch die berühmte Kirchenruine, das Mahnmal des Erdbebens von 1755, aber auch Schreckensort von Inqusition und Judenpogromen, einschl. archäologischem Museum, etwas weiter weg der mitten in einem Wohngebiet angelegte Botanische Garten mit einer gigantischen Danksagungskirche, Klöster mit Museen, hier sei vor allem das Museum von Sao Roque genannt.

Doch das eigentlich Interessanteste in Lissabon wie in Portugal sind die Menschen und ihr Lebensstil. Nach außen ruhig, dem Fremden gegenüber freundlich, aber sehr dezent. Eine ruhige Geselligkeit herrscht in der Stadt, so ruhig und beständig, wie der Tejo fließt. in den Restaurants isst man für wenig Geld exzellenten Fisch, hier seien vor allem die kleinen Restaurants mit ihren oft langgezogenen Theken empfohlen, der Fisch liegt frisch in der Auslage, wird einfach und gekonnt zubereitet, was man vom Umgang mit Fleisch nicht immer sagen kann.

Was natürlich bei keinem Lissabon-Besuch fehlen darf, ist der Besuch eines Fado-Lokals, doch zu dem Lebenslied der Portugiesen haben wir so unsere eigenen Ansichten, die Sie in unserem Potrait einer außergewöhnlichen Sängerin
hier erfahren können - und: ein Ausflug an den Atlantik, zur Königsresidenz nach Sintra, an die Steilküsten rund um das Cabo da Roca, den westlichen Punkt des europäischen Kontinents.

2011 / 2014

 

Anflug auf Lissabon, von Mallorca kommend gehts mit großen Bogen die Tejo-Mündung aufwärts.

Azujelos als Fassadenverkleidung prägen das Stadtbild in ganzen Vierteln, hier einmal in grün gehalten.

Keine Straßenbahn, sondern ein Aufzug, gerade für ältere Zeitgenossen ein Segen.

Blick von der alten Maurenfestung und späteren Burg Sao George

 

Kaffeeterasse in portugiesischen Nationalfarben im Kastell. Die kleinen Küchlein, z.B. das Pastel de Nata, dazu ein Galao, ein Milchkaffee, hier zusammen für 1,30 EUR!

Zwei der Straßenbahnlinien Lissabons eignen sich hervorragend für Stadtrundfahrten

Blick über die Alfama auf den fast unendlich breiten Tejo

Gegrillte Dorade mit Beilagen, Brot, ein halber Liter Wein, zusammen 6.- EUR!

Der Maroni-Röster am Beginn der Baixa, der Unterstadt

Und wieder essen. Hier eine Suppe nach Alentejo-Art, eigentlich nur Brühe, Weißbrot, Spiegelei - aber köstlichst!

Botanischer Garten

Museum der Alten Meister

Der Ozean ist noch weit, aber der Tejo lässt sogar die größten Kreuzfahrtschiffe bis ins Landesinnere kommen.

 

Einer der Aufzüge, die den Fußgänger von einem Stadteil in den nächsten bringen

Hier sind wir in der Oberstadt

Ein Mahnmal für das epochale Erdbeben 1755....

Darin das archäologische Museum. Fotografieren streng verboten, klar, warum....

Der Marquis de Pombal, Staatsmann und Wiedererbauer Lissabons.

 

2011: Die Occupy-Bewegung schafft es bis nach Lissabon, die Krise schlägt zu. Die meisten Portugiesen organisieren sich im Klein-Klein ihres Kietzes und im Rückhalt der Familien, versuchen sich mit Kleinstbetrieben über Wasser zu halten. Die Wenigsten stellen die Systemfrage...

Die Gewerkschaften rufen zum Generalstreik auf....

 

November 2011: 20 Grad im Schatten, in der Sonnen noch mehr...

Blick in die Alfama, mit einer Ahnung des mittelalterlichen Lissabons

Das alte, jetzt augesdiente Hafengebäude

Das ist nicht der Ozean, sondern der Fluß Tejo, hier unweit des Kommerzial-Platzes.

 

 

 

 

 

 


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