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Weg & Ziel
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Spanien - Balearen, Kanaren

 

Zimmer mit Bohrturmblick? - Widerstand gegen Erdöl-Förderung vor Balearen und Kanaren wächst - Madrid: Volksbefragung illegal

Statt der unendlichen See, ein Bohrturm vorm Hotelfenster? Das könnte Urlaubern auf den Kanaren und den Balearen bald blühen, denn das Industrieministerium der konservativen spanischen Regierung Rajoy genehmigte nun erste Explorationen in küstennahen Gewässern der berühmten Urlaubsinseln.

”Irren ist menschlich, zurücknehmen möglich...” - Proteste Ende Februar auf Ibiza mit über 15.000 Teilnehmern, das waren rund 10% der Gesamtbevölkerung, also so, als wenn in Deutschalnd 8 Millionen demonstrierten...

Wie die Geier fällt ein Konsortium über die vermutlich ölschwangeren Gebiete im Mittelmeer und Ostatlantik her, mit dabei sind der heimische Konzern Repsol, Woodside Energy aus Australien und die RWE aus Deutschland, die im Sommer vor den Kanaren mit Untersuchungen beginnen wollen. Vor den Balearen bemüht sich die schottische Capricorn um Fundorte. Auch Marokko und Algerien suchen, doch bisher waren allesamt noch nicht sonderlich erfolgreich.

Daher ist man jetzt nicht mehr zimperlich, mittels Schallkanonen werden Erdöllreservoirs unter dem Meeresboden aufgespürt, dabei knallt es so laut, als würden 100-Kilo-Bomben explodieren. Die Struktur der zurückgeworfenen Schallwellen gibt dann Aufschluss über die Zusammensetzung und Ergiebigkeit des Untergrundes. Was dann folgt sind Bohrtürme und -inseln, unterseeische und überiridische Pipelines und Verladehäfen, möglicherweise auch Raffinerien.

Umweltschutzorganisationen und Fischereiverbände, natürlich auch die Tourismusindustrie und die von ihr abhängigen Bewohner der Inseln schlagen daher schon in der Testphase Alarm, Ende Februar protestierten über 15.000 Menschen allein auf Ibiza gegen die Pläne der Zentralregierung in Madrid, sogar die Inselregierungen, teils Parteifreunde Rajoys schlossen sich dem Widerstand an.

Neben dem erwartbaren ästhetischen Abschreckungseffekt auf Touristen, fürchtet man vor allem eine Schädigung des ohnehin schon schwer strauchelnden Fischfanges in den Regionen, des wohl zweitältesten Gewerbes auf den Balearen. Ein Rückgang der stark strapazierten Bestände von weiteren 70% wird allein schon durch die Beschallung befürchtet, die längerfristigen Folgen durch Verschmutzung mit Öl und Chemikalien sind noch gar nicht abschätzbar.

Die Erdölindustrie lockt das Volk nun mit Versprechungen, Repsol startete eine Kampagne, die zehntausende Arbeitsplätze verspricht - gut bezahlte, im Unterschied zu den meisten Jobs im Tourismus und Gastgewerbe, heißt es. 140.000 Barrel täglich lauet die Zielvorgabe des spanischen Branchenprimus` - 20 Jahre lang. Und dann?

Die regionale Regierung der Kanarischen Inseln will nun ein Referendum abhalten, doch da es der Zentralregierung in Spanien nicht in den Kram passt, wurde es schon vorab als verfassungswidrig bezeichnet, denn das Thema Erdöl sein kein "regionalpolitisches Problem". Hier könnte man aber die Rechnung ohne den Gast gemacht haben: für die Einheimischen ist die Sache eine Existenzfrage, die Widerstandsbewegung längst eine Bürgerbewegung, die auch laut Fragen nach Selbstbestimmung und korrupten Politikern stellt. Verbünden sie sich mit den Abermillionen Touristen, die allein durch ihr Fernbleiben die größte Bedrohung darstellten, sind sie eine Macht, die nicht einmal ein konservativer (Apropos!) Ministerpräsident mehr ignorieren kann.

Anfang April treffen sich auf Mallorca Tourismusexperten, um bei einer zweitägigen Konferenz Alternativen zu Sonne und Strand auszuarbeiten. Eigentlich sollte es dabei um Themen wie Dorf- und Ökotourismus, Kultur- und Gastro-Reisen sowie Chancen für den Ausbau einer ganzjährigen Touristensaison auf den Insel gehen. Nun müssen sich die Spezialisten vielleicht bald mit Szenarien ölverseuchter Strände und Gewässer auseinandersetzen, die dann natürlich doch wieder ein "regionalpolitisches Problem" darstellen.

Tourismus auf den Balearen http://www.illesbalears.es/ale/baleareninseln/home.jsp

Mehr zum Thema, auch auf Deutsch auf dieser Aktivistenseiten:
http://www.saveibiza.com/

m.s., März 2014

 

 

 


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