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Weg & Ziel
Reisen und Kultur in Europa

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Grobritannien, England, East-Sussex

 

Die Bilderbuchburg -
Im Land der Knights und Earls:
Bodiam Castle im Südosten Englands

Ließe man 100 Kinder eine Ritterburg zeichnen, brächten die allermeisten, ohne es zu wissen, die Umrisse des Bodiam Castle im englischen East Sussex zu Papier. Die Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert ist ein Bild von einer Burg, obwohl sie eher Dekoration und Statussymbol war, denn für Belagerungen war das Bauwerk ziemlich ungeeignet. Das Kastell eignet sich für einen Ausflug ins Grüne von London aus.

Bauherr der Anlage, 100 Kilometer südlich von London und nur ein paar Meilen vom Ärmelkanal entfernt, war der unsaussprechliche Sir Edward Dalyngrigge (auch: Dalymgriggenot), ein alteingesessener Landadeliger und Ritter, der sich gegenüber seinem König, dem Stifter des Hosenbandordens, Edward III. (Haus Plantagenet), im hundertjährigen Krieg gegen Frankreich verdient machte und sich danach auch bei Richard II. nützlich einbrachte, in dem er einen bedrohlichen Bauernaufstand um 1380, dem nicht wenige Adelssitze zum Opfer und sogar der Tower in London kurzzeitig in die Hände fielen, niederschlagen ließ.

Patriotismus dieser Art wurde schon immer belohnt, seine Burg am Fluß Rother diente denn auch weniger als Verteidigungsbau gegen französische Rachefeldzüge (dafür ist der Graben zu flach, sind die Zinnen zu niedrig, die Mauern zu dünn), denn als Statment seines Standes und seines Aufstiegs gegenüber den Untertanen sowie als gerade einem Sagenbuch entstiegenes Domizil der Familie. Ringsum siedelte er Bauern an, entwickelte die Bewässerung und erhielt sodann auch das Marktrecht.

Ende des 15. Jahrhunderts starb die direkte männliche Linie der Dalyngrigges aus, die letzte Tochter des Hauses heiratete in die Familie Lewknor. Der Gatte hielt während der Rosenkriege zum Hause Lancaster, was den letztlich siegreichen Richard III. aus dem Hause York 1483 zur Belagerung und Konfisizierung des Gutes bewegte, es dann aber im Rahmen des Planes "Teile und Herrsche" wieder an die Familie zurückgab.

Pleiten, Intrigen, Kriege und Familienränke brachten das Anwesen in die Hände verschiedenster Sirs und Earls. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde gegen den Burgherren wegen antiparlamentarischer Umtriebe eine so hohe Geldbuße verhängt, dass er seinen Besitz wegen Überschuldung sogar an einen bürgerlichen Parlamentarier verpfänden musste, der sich aber bald darauf adeln ließ und in dessen Familie die Bilderbuchburg dann bis Anfang des 18. Jahrhunderts verblieb. Im 19. Jahrhundert übernahm es ein landesbekannter Architekt, Rauf- und Trunkenbold, der letzte Privateigner war Lord Curzon, der die Burg nach seinem Tode 1925 dem Staat vermachte.

Die heute vom National Trust, also der zentralen Denkmalverwaltung gehegte Wasserburg, nebst sie umgebender Gärten, ist noch - und das ist eine Seltenheit - den Mauern nach fast vollständig im mittelalterlichen Zustand erhalten, der Innenbereich ist eine Ruine, allerdings eine gut erhaltene. Zwischendurch umwucherten die Hopfen-Plantagen der Guiness-Brauerei die Burg, nur ein paar Schritte ist es von deren Tor zur Eisenbahnstation und dem gleichnamigen Dorf Bodiam, in dem die Kirche und das Pub, das "Castle Inn" dasselbe Alter auf dem Buckel haben wie die Festung.

Die Burg bietet heute Picknicks, ein "Outlaw"-Training für angehende Robin Hoods´, Mittelalterfestivitäten und andere Freiluftaktionen an. Bodiam Castle ist mit dem Auto in eineinhalb, mit der Bahn in etwas über 2 Stunden von London erreichbar und lässt sich sehr gut mit einer Besichtigung des Frelichtmuseums des "Schlachtfeldes von Hastings" (1066 gegen die französischen Normannem) und die berühmte Abbey dort verbinden.

Touristeninfos über Bodiam Castle beim National Trust

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m.s., März 2014

 

 

 


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