WuZ Reisenews und Kulturnachrichten - 1. April 2014
Die Semana santa in Spanien: Heilige Prozeduren und menschliche Lebensfreude
In der Karwoche, der semana santa, verwandelt sich ein ganzes Land. In kaum einem anderen Land wird die Woche bis Ostern, in diesem Jahr vom 13. bis 21. April, so inbrünstig, farbenfroh, so archaisch und doch so ausgelassen gefeiert wie in Spanien.
Das tief katholische Erbe verbinden die Menschen mit ihrer nicht auszutreibenden Lebensfreude, sie feiern und präsentieren sich, ihr Handwerk, ihre Traditionen und Geschichte mit Umzügen, Blumenorgien, Trommelklängen und tagelangen Fiestas.
Dabei hat jede Region, jede Stadt ihre eigenen Spezialitäten, natürlich steht die christliche Osterbotschaft, der Leidensweg Christi und die Auferstehung im Mittelpunkt, doch gerade für die Jungen ist diese - schulfreie - Zeit vor allem auch eine der ausgelassenen Partys und der gar nicht so keuschen Betätigungen in der Blüte des Frühlings. Dass die Hotelpreise in der Karwoche in Spanien teilweise über denen der Sommersaison liegen, spricht Bände über die Bedeutung dieser Zeit.
 |
Ein Empfehlung für eine Stadt, ein Fest zu machen fällt angesichts der vielen Variationen schwer: In Sevilla tragen Laienbrüder die schweren, reich geschmückten Marienfiguren durch die engen Straßen des malerischen alten Stadtkerns bis zur berühmten Kathedrale, in Málaga nimmt man sich seit Jahrhunderten das Vorrecht heraus, einen Strafgefangenen auf freien Fuß zu setzen, in Valladolid, Huleva (Foto1) oder Zaragoza (Foto 2) dominieren die an die Inquisition gemahnenden lila Kapuzenmänner, in Cuenca bestimmen viele Konzerte die Karwoche, religiös inspirierte Musik ist auf den Plätzen und der Kathedrale zu hören. In León applaudieren die Massen, wenn der Heilige Johannes mit der Jungfrau Maria auf der Plaza Mayor - natürlich ganz keusch - zusammentrifft. In Zamora sind es mystische gregorianische Gesänge, die eine unbeschreibliche Atmosphäre während der nächtlichen Prozessionen erzeugen. Valladolid ist besonders auf seine barocken Heiligenfiguren stolz, die natürlich auch hier durch die Straßen geschleppt werden. Die Palmsonntagsprozession in Elche gilt mit ihren zigtausenden Palmwedeln ale eine der schönsten ganz Spaniens. In Cartagena versammeln sich Tausende, um das Salve zu Ehren der Jungfrau zu singen. In Lorca wiederum spielt man ganze Bibelszenen nach, in die sich allerlei historisches Personal späterer Epochen mischen. Der Höhepunkt der Karwochenfeierlichkeiten von Hellín in der Provinz Albacete ist hingegen der Trommelmarsch, bei dem bis zu 20.000 Trommeln gleichzeitig ertönen. Die Karwoche in Cáceres wiederum geht auf Laienbrüderbewegungen aus dem 15. Jahrhundert zurück, in Murcia stellt die Prozession eines liegenden Christus durch den Bogen von Santo Domingo den Höhepunkt dar.
Infos: Spanisches Tourismusamt, Redaktion: WuZ
|