Las Arenas de Barcelona Ein Monument katalanischer Starrköpfigkeit
Das haben sie nun davon, die stolzen Katalanen. Um es den unzivilisierten Kernspaniern, an die sie völlig unberechtigterweise Steuern zahlen müssen, mal so richtig zu zeigen, ihre Eigenständigkeit und Kultiviertheit zu demonstrieren, verbot man vor ein paar Jahren in Catalunya den Stierkampf. Er sei barbarisch, nicht zeitgemäß.
Das mag wohl sein.
Doch was machte man aus der großen Stierkampf-Arena zu Barcelona? Ein Zentrum der Alltagsbarbarei! Einen Shopping-Palast wie er in jeder mittleren Provinzstadt haust, mit austauschbaren “Marken”-Geschäften, vollklimatisiert, standardisiert. Ein “Centro Comercial”.
Was wohl letztlich die größere Barbarei ist? Das blutrünstige, kultische Abschlachten eines Stieres, der die 6-8 Jahre seines Lebens frei auf den endlosen Weiden Andalusiens tobte, um dann zwei Tage Stress und Todesangst ausstehen zu müssen, den Menschen zum archaischen Vergnügen? Oder die Zu- und Abrichtung der freien Katalanen zu glattgebürsteten Konsumzombies, ihre Kastration zum international normierten Verbrauchervolk?
Ihre Geschichte und Traditionen, zu denen die spanische(n) nun einmal gehören, ob sie wollen oder nicht, die gegenseitige Befruchtung, auch die Behauptungskämpfe, dürfen sie, jetzt mit Plastiktüte und -karte bewehrt, noch als leblose Hülle rund um den Konsumtempel beweinen und stolz darauf sein, mit ihrem Hochmut sich selbst die cojones abgerissen zu haben. Welch ein Kuturgewinn!
Wenn sie sich dann eines Tages ganz von Spanien gelöst haben sollten, werden sie eine ähnliche Entdeckung machen, nämlich, dass sie mehr Katalanen waren als sie noch dazu gehörten, weil sie so etwas Einzigartiges hatten und es - als Teil eines Ganzen - ausleben konnten. Damals, wird man dann sagen, damals war man noch der “bessere” Spanier, heute ist man nur ein gewöhnlicher Katalane.
Schälen sich unsere Trotzköpfe aus diesem Ganzen, werden sie nichts weiter als ehemalige Spanier sein, deren katalanische Eigenart nur Hülle und Behauptung beleiben, wie jene Fassade der “Arenas de Barcelona”, die von dem pathetischen und geschraubten Stolz der Stierkämpfer kündet und der von den Katalanen noch übertrumpft wird, die sich mit ihrer Einkaufs-Arena ein Monument der Einfältigkeit und des Hochmuts erbauten, - einen kulturellen Schildbürgerstreich.
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Zugegeben, es gibt auf der Welt viele hässlichere Einlaufszentren. Die ehemalige Stierkampfarena von Barcelona, gelegen ausgerechnet an der Plaza de España oder Plaça d'Espanya, wie der Katalane schreibt. Auffallend sind die Arabesken, die angenehmen Proportionen, doch wer hat noch Augen für solche Details? Seine Ähnlichkeit mit “Las Ventas” in Madrid dürfte sein Schicksal besiegelt haben. Aufzüge und Rolltreppen, Betonstreben und einen Kern aus Standard-Geschäften, sind die funktionalen Nachfolger.
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Die Lage ist alles: Vom Dach hat man einen tollen Blick auf die verkehrsreiche Plaza hinüber zu Expo-Gelände und National(!)museum der Katalanischen Kunst (links oben am Bildrand), daran schließt sich der Olympiapark an, das touristenneppende Operettenstädtchen “Pueblo espanol” und weiter - Richtung Meer - der Sant Mont Juic mit seiner bekannten Seilbahn, mit der man sich bis zum Hafen tragen lassen kann. Im Juli 2013, als das Foto entstand, fand hier gerade ein gigantisches Harley-Treffen statt, genauso machistisch wie der Stierkampf, aber eben zeitgeistig.
Auf der Rückseite der Arenas, der Park Joan Miró, dahinter das Sezessions-Viertel Eixample. Im Park spielen bis spät abends die Kinder, trinkt man Bier, alte und junge Weiber tratschen, Männer spielen, in wichtiger Pose und stets gut gekleidet, Boule bzw. Pétanque, links eine Feuerwehrwache über der ein Transparent prangt: “Wir retten Menschen, keine Banken!”.
Ein Rondell auf dem Dach der Arenas bietet rund einem Dutzend Lokalen mittlerer bis gehobener Kategorie Platz, Reservierung empfohlen. Die Küchen bieten Fisch, noch mehr aber Fleisch vom Grill, wenig Ortsspezifisches, Tapas eher als Touristenattraktion denn hiesige Lebensart. Dafür bleibt der Asia-Fusion-Wahn nicht aus, mitten in Barcelona auf dem Dach einer Stierkampfarena! Mahlzeit!
Apropos Mahlzeit: die Fressetage im Untergeschoss bietet u.a. einen Supermarkt mit sehr großer und preisgünstiger Fischabteilung sowie - unvermeidlich - eine Jamoneria, eine Schinkenbar, den 1000-EUR-Schinken “Pata negra” und andere Varianten des Jamón ibérico gibts hier auch in kleinen Propierportiönchen. Na, Hauptsache “Wir sind keine Spanier...”
2013
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